Bis an´s Ende der Welt!
06.03.2018
Sybille ist soeben Heim geflogen. Der Flug wird mit Unterbrechungen ca. 3-4 Tage dauern. Fast einen Tag in Buenos Aires Aufenthalt und in Lissabon umsteigen. Aber dann ist sie daheim in Reutlingen und wird von der Familie abgeholt. Ja, deshalb schreibe ich das hier, es kommt einen schon schwer an, nach langer Zeit und auf so engem Raum und mit so vielen Erlebnissen plötzlich alleine am Ende der Welt zu stehen. Das Knie schmerzt immer noch, so dass ich nicht richtig laufen kann, und es besteht fast keine Möglichkeit nach Hause zu gehen. Dieses besteht natürlich noch in der Familie und den Freunden, aber ein Materielles zu Hause in Form einer Wohnung, einem Schlupfwinkel, gibt es ja nicht mehr. Und das WoMo kann man ja auch nicht einfach stehen lassen. Da würden die Behörden durchdrehen. Also muss ich, trotz einer momentanen Reisemüdigkeit, durchhalten. Das dieser Punkt einmal kommen wird war ja voraus zu sehen. Und das Wetter tut ein Übriges. Es hat so um die 10 Grad und es stürmt beständig. Das nervt am meisten. Die Türen werden einem aus der Hand gerissen, Tag und Nacht schaukelt das Auto wie ein Ozeandampfer und es pfeift permanent sehr lautstark. Das nun seit mehreren Wochen! Aber das alles gehört eben zu einem solchen Unternehmen dazu. Also auf zu neuen Horizonten. Morgen muss ich noch nach 16 Uhr Wäsche aus der Wäscherei in Ushuaya abholen und dann kann es weitergehen. Alleine! Geplant ist wieder über den NP Paine und den Fitz Roy nach dem Ort Porito Moreno (nicht dem Gletscher) und von dort über die Anden zur Austral und in die deutsche Stadt Puerto Mont zu fahren.
An Sybille: Der Alte Schmuggler schmuggelt sich hervorragend ein. Besser als meiner. Nochmals Danke! Und, die Idee hätte ich längst haben können, ich habe für die Heizung einen Arbeitshandschuh von vorne genommen. Und ich höre Musik: „Kling Klang, die Straßen werden so lang“. :-)))! Und heute früh, oben im Hochland, hat es nach Schnee gerochen.
Aber nun erst einmal zu dem längst überfälligen Bericht!
Bis an´s Ende der Welt!
Also gut, ich versuche es mal. Ich habe euch ja in Bariloche verlassen. Die Stadt ist ja ganz schön, aber sowohl die Tourist Info als auch zwei verschiedene Polizistinnen haben uns dringendst eingeschärft ja das Auto nicht alleine stehen zu lassen. Die Polizisten haben sogar am geparkten Auto gestanden und aufgepasst. Erst dachte ich ja die wollen nur die WoMo Touries abschrecken, aber dann haben wir einen PKW gesehen wo die Tür offenbar mittels Geißfuß aufgehebelt und dadurch total zerknittert war. Danach haben wir die Stadt gemieden. Ich war dort beim Arzt wegen der Knieschmerzen. Ein Erlebnis für sich. Die erste Arztpraxis war in einer Bretterbude im Vorort. Der hat mich gleich wieder weggeschickt. Das Knie übersteigt scheinbar doch in der Schwierigkeit der Diagnose und Behandlung einen grippalen Infekt. Das zweite war das örtliche arme Leute Krankenhaus. Da hätte ich reingepasst, aber…erst habe ich auf dieser Schutthalden ähnlichen Baustelle nach einem Ansprechpartner gesucht. Und natürlich niemanden kompetenten gefunden. Man bedenke, die Sitzbänke für die Patienten haben durchgebrochene Bretter. Der Putz blättert ab. Die Toiletten…und über all dem ein seltsamer Gestank. Dann hat mir tatsächlich jemand beschrieben, wo die Anmeldung ist. Ich hin. Ein in oben beschriebener Manier eingerichteter etwa 30x30m großer Raum mit gefühlt 100 leidenden Leuten drin. Mit Kindergeschrei und Gestank. Das Fensterchen für die Aufnahme vergittert und geschlossen. Ich bin geflohen. Auf einem Gang kam dann ein offenbarer Arzt in blauer OP Montur. Der hat mich an ein anderes Krankenhaus verwiesen. Eine private Klinik. Ähnlich unseren Ärzte Häusern. Die war dann ganz gut. Aber erst mal die Kreditkarte durchziehen. Sonst geht gar nichts. Trotz dem der Laden auch voll war, ist er gut organisiert. Nach ungefähr 10 min. war ich dran. Die haben Ultraschall Bilder gemacht und 3 Ärzte haben mich angeschaut. Am Ende hieß es, dass die Muskeln unter der Kniescheibe gedehnt und evtl. abgerissen wären. Ich solle Kühlen und alles ruhig halten. Ha ha. Im Camper. Dann kam der etwas schnippige Tipp, ich könne ja das Knie im See kühlen. Das Ganze hat dann ungefähr 160 Eus gekostet. Die habe ich mittlerweile sogar von der Auslands Krankenkasse wieder. O.K., wir sind weitergefahren. Und es schmerzt immer noch. Hoffentlich ist es nicht doch wieder der Meniskus. Ja-jahhhh, ich höre ja schon auf rum zu heulen. (Das alles war am 8.2.)
Jedenfalls ging es immer weiter nach Süden. Tagelang. Die Einzelheiten erspare ich uns lieber. Über die Stadt Porito Moreno (nicht den Gletscher) nach Tres Lagos. Dazwischen sind 130km aller übelster Schotterpiste. Die Kiesel haben so bis zu 20cm Größe und es sind natürlich alle Größen vorhanden. Das Ganze ist in etwa 20 bis 30cm tief. Das Auto schwimmt und driftet das es eine Pracht ist. Ständig trommeln Steine gegen Radkästen und Unterboden.



Und ständig muss gegen den verfluchten Seitenwind gekämpft werden. Man denkt die Karre kippt um. An diesem Tag haben wir nur ca. 150km geschafft. Ich war total verreckt in Tres Lagos. Motor aus und ab ins Bett. Das Knie hat auch jeden Kiesel rück gemeldet. ;-( Insgesamt haben wir bei der Fahrerei Unmengen von Tieren gesehen. Lamas, Emus, Gürteltiere, auch mal einen Anden Fuchs, Kondore usw. Dann haben wir El Chalten erreicht. Ein paar km vorher denke ich, ich sehe nicht recht. Steht doch auf der linken Seite in einem Parkplatz ein Orangener T3. Tatsächlich, es waren unsere Schweizer vom Schiff. Wir haben fast 2 Stunden gebabbelt. Und dann dieses Wahnsinns Panorama.
Links der Cerro Torre mit Anhang (Standthard u.s.w.),rechts der Fiz Roy!

Fiz Roy!

Der Stellplatz kurz vor der Stadt (100 Einwohner und 1000 Touristen???) ist gut. Mit eigenem Plumpsklo. Wasser gibt es gegenüber (und richtige Toiletten) in der NP-Verwaltung. Diese hat sogar ein kleines Museum. Am Stellplatz haben wir bisweilen Besuch vom Hausschwein. Es putzt im Handumdrehen etwa die Zuchinischalen weg. Es ist ein Handzahmes aber doch wildes Gürteltier.


Wir besichtigen natürlich die Gegend und Sybille macht mit zwei Ossis die wir da kennen gelernt haben, eine Wanderung.

Ich muss wegen dem Knie den Chauffeur spielen. Ich nehme mir vor, rück zu noch mal her zu kommen, falls das was bringt. Die Gipfel sind leider den Weltbesten Kletterern vorbehalten. Alles sau schwer und laaang! Aber eben weltberühmt. (Siehe Kompressor Route!)
Übrigens wurde El Chalten erst 1986 gegründet. Vorher war es eine richtige Expedition, da überhaupt hin zu kommen.
Dann kommt der Gletscher Porito Moreno dran. Mit der wesentlich größeren und touristischeren Stadt El Calafate. Der kalbt in den Lago Argentino. Ein schönes Schauspiel. Es knackt und grummelt vom Gletscher her. Und öfter fallen kleinere Eisbrocken in den See. Leider war der ganz große Eis Sturz bei uns nicht dabei. Aber es ist sehr spannend mit der Kamera auf die Gelegenheit zu warten. Auch wird man vom Parkplatz mit Bussen hin gekarrt. Dort darf man die Wege aus Stahltreppen nicht verlassen. Vor ein paar Jahren soll es wohl bei einem Eis Sturz um die 30 Tote gegeben haben. Die standen eben zu weit vorne.



Und der Park kostet wieder mal Eintritt. Das wäre in Deutschland undenkbar. Verschiedene Preise nach Herkunft. Leute aus dieser Provinz billig, aus Argentinien etwas teurer, und Ausländer werden abgezockt. Aber seht selbst.

Dann weiter am NP Torres del Paine vorbei. Wegen dem Knie, den Bergen total verhangen und dem Eintrittsgeld, vertage ich diesen auch auf die Rückfahrt. Und weiter geht es über Puerto Natales nach Punta Arenas. Dort fahren wir an der Magellanstrasse entlang bis es nicht mehr weitergeht (und laufen noch ein Stückchen weiter). Hier endet das amerikanische Festland.

Maggelanstraße


Hier hatte die berühmte Darwin Expedition ihr Basislager!


Südlich sind nur noch Inseln. Und weiter geht es mit der Fähre über die Magellanstrasse und nach Cerro Sombrero. Die warme Dusche in der dortigen Tourist Info wird bei iOverlander als die beste im Umkreis von Tausenden Km angesagt. Also nichts wie drunter. Mit warmen Wasser. Das solls ja auch noch irgendwo in der Welt geben. Zufällig ist hier ein Volksfest im Gange. Mit Gauchos die vom Gaule aus Singen. Ein Ohrenschmaus sage ich euch!

Hier buch Sybille ihren Flug zurück nach Stuttgart. Dadurch, dass sie mit einem Inlandflug nach Buenos Aires für etwa 180Eu trickst, und von dort für ca. 600Eu über den großen Teich (mit umsteigen in Lissabon) kommt, geht das recht billig. Normal kostet Ushuaya- Stuttgart etwa 1800Eu!
Irgendwann erreichen wir dann Ushuaya (am 27.). Wegen der Toiletten und der schönen Aussicht entscheiden wir uns am Flughafen zu Campen. Da laufen lauter Karnickel (Tausende?) rum. Und die Raubvögel dazu auch gleich. Ich glaube das sind Schopf Kara-karas. Und nun besichtigen wir diese Stadt, besorgen wichtige Wege wie etwa Uhrmacher, Wäsche waschen lassen, Batterien besorgen usw.. Und auch die Straßen werden bis es nicht mehr weitergeht abgeklappert. Etwa über die Museums Estanzia Haberton bis zur Estanzia Moab (einfache Strecke etwa 100km Schotterpiste). Dort geht es wirklich nicht mehr weiter.
Ushuaya mit den zwei Gletschern die wir besuchten.


Sturmschief gewachsen.

Das ist das für uns erreichbare Ende der Welt!
Am Beagel Kanal. Freilich kann man Schiffs Ausflüge noch weiter raus buchen. Auch zu Pinguin Inseln. Aber das ist wegen den Reichen Touristen die für Tausende Dollars die Antarktis gebucht haben, zu teuer für uns.
Und auf dem Rückweg sind von den Straßenerschütterungen die Stahlbänder vom Geweih abgerissen. Ich denke so während der Fahrt „Warum hängt das Ding denn so schief???“, gehe nachschauen, und tatsächlich auf der Fahrerseite total abgerissen! Also Schweißen in Ushuaya. Zum Glück habe ich Kabelbinder und Klebeband dabei. Das hilft erst mal fast immer.
Feuerländige Steinwetter Anzeige.

Antarktis Ausflug.

Hüttendach Reparatur.

Und die Welt ist doch so klein.

Claro!Immer genug Panzerband dabei haben.

Übrigens noch ein paar Erklärungen zum letzten Eintrag. Der „Tannenbaum“ ist die Anden Tanne. Ein Überbleibsel aus der Dino Zeit. Das Grün ist später wie bei Palmen ganz oben auf einem langen Stamm. Damit die Saurier nicht alles abfressen. Die abgestorbenen Bäume in Patagonien sind nicht wegen Umweltdreck Tot. Diese können nur bis zu einer bestimmten Größe überleben, wegen dem ständigen Sturmwind. Deshalb sind auch alle nach einer Seite schief gewachsen. Die Lamas sind Guanakos, was das selbe ist. Und die roten Blumen sind ein Riemenblumen Gewächs. Was auch immer das sein soll. Die Eidechse heißt auch Smaragd Eidechse und die grünen Papageien Smaragd Sittich. Der südlichste Papagei den es gibt. Sonst gibt es noch den Anden Schakal, auch Zorro der Anden genannt. Wir haben ihn gesehen, aber der ist so schnell und gut getarnt das wir ihn nicht auf das Bild bekommen haben. Und eine sehr seltene chilenische Beutel Ratte.
Heute ist also schon der 8.3., und ich bin auf der Fahrt zurück nach Norden. Zuerst zur Dusche in Sombrero :-)!
Also bis denn-denn!
Grüße vom Ende der Welt sendet Alex.




dailyminds am 26.Jul 19  |  Permalink
Eine wirklich tolle Seite :)
Liebe Grüße.

weltreiseelchalex am 26.Jul 19  |  Permalink
Danke für die Blumen!
Ich versuch´s eben mal wie der Schnabel gewachsen ist :-).
Ich weiss zwar nicht wer hier dahinter steckt, aber ich glaube es kann nur eine geben.