22.09.2017, Donaudelta
21.09.2017, Donaudelta.
Wir sind also von Hermannstadt aus weitergefahren. Aber nicht ohne dass ich endlich beim Frisör war.

Nachdem ich auf der Straße gefragt habe, wo denn ein Frisör sei, kam es zum unvermeidlichen Menschenauflauf. Eine Nette Dame hat sich herauskristallisiert und mich hingebracht. Sie hat in Rumänisch-Deutsch-Englischem Kauderwelsch geredet, und im Frisörladen gleich alle Konditionen für mich ausgehandelt. 3€ hat das ganze gekostet. Und war O.K. so.
Dann sind wir eine beachtliche Passstraße über das Fagarasch Gebirge gefahren.


Ca. 2000m hoch der Pass. Das ganze ca. 2530m hoch. Wir hätten gerne eine Wanderung gemacht, das aber wegen nicht auf zu treibenden Karten oder sonstigem Orientierungsmaterial, bleiben gelassen. Nach dem Pass befindet sich eine Feuerwehrwache, die hier scheinbar auch die Bergrettung betreibt. Ich war natürlich drin. Das hat aber leider auch nichts an Material eingebracht. Aber es war ein Glück für uns!!! Wir haben hinten in die Kabine reingeguckt. Die „Chemokloake“, in Fachkreisen auch „Porta Poti“ genannt, war kugelrund (wegen dem gesunkenem Luftdruck in der Höhe), und deshalb bei der Schaukelei umgekippt. Gott sei Dank ist sie nicht explodiert. Dicht gehalten hat sie auch. Als ich den Schieber um Druck abzulassen geöffnet habe, hat das Ding mich regelrecht angespuckt. Wir mussten eine gute Weile Lüften! Aber das hätte schlimm ausgehen können. (Ca. 40l Gemisch im Schlafraum, unvorstellbare Katastrophe!)
Unterwegs, bei einer kleinen Pause, haben wir uns einen sehr interessanten Käse aufschwatzen lassen. Er ist mit Baumrinde umwickelt, zu genäht, kam 50 Lei (am Schloss kam ein fünftel Käse so viel), und stinkt abartig. Er ist noch zu!


Jedenfalls sind wir weiter bis zum Panorama Camp in Dambavicioara gefahren und haben uns da einquartiert. (Die hiesigen Stellflächen in freier Natur sind irgendwie komisch. Dreckig, Schief, Selten, und völlig unbegründet, hat man ein ungutes Sicherheitsgefühl.) Das ist kurz vor der Ortschaft Bran (20-30 km), wo sich das legendäre Dracula Schloss befindet. Natürlich wollte ich das sehen. Aber vorweg, fast schade um´s Geld. Die Typische Touri Abzocke eben. Erst Gebühren Parkplatz (Wo wir bei der Ausfahrt als Bus bezahlen mussten!), dann Rummelbuden a´la Fidschie Markt in Herrnskretschen, dann Eintritts Kassenhaus u.s.w.. Ich habe mir nachher zum Frustabbau im dortigen Biergarten ein Bier (normales Timisoara) geleistet. Es hatte die gegenteilige Wirkung. Ein 0.4er für umgerechnet 3€. Das ist das 4 fache wie wo anders. Nüschd wie weggg hier, war die Losung.


Dann sind wir durch die Stadt Campina gekommen und Lars hatte prompt Zahnschmerzen (ob`s an zu viel Vampier lag?). Jedenfalls waren wir in der Stube eines einheimischen Baders. Nach einer Wolke Chloroform im Wartezimmer ging es zur Sache. Diese hat er sehr gut gemacht.1 Er war übrigens schon mal in DD und konnte etwas Deutsch. Es war nur eine Zahnfleischtasche mit einer stillen Reserve aus Haferflocken drinne. Wie von den Hamstern abgeschaut. Der Lars will ja unbedingt schwerer werden, und hat ständig Angst nicht genug zu essen zu bekommen :-)))!
Ende gut, alles gut! Na ja, das Ding mit dem Zahn jedenfalls. Wir haben am Abend, nach stundenlanger Fahrerei einen Schlafplatz gesucht. Es waren alles Brett ebene Felder, bis zum Horizont. Außer am selbigen in einer Richtung das Fagarasch Gebirge. Und dort ging es los.
Wir sind auf eine Nebenstraße abgebogen, dann auf einen Feldweg, dann auf einen abgeernteten Acker……Hinzu habe ich schon über die Allradoption nachgedacht……Dann, nach einem Fläschel Rotwein und etwa 2h Schlaf, ging gegen 2 Uhr der Weltuntergang los. Gut dass ich pinkeln musste und das Ganze gesehen habe. Sonst wären wir versunken! Erst Wetterleuchten und Sturm, dann Blitze ohne Ende, das auf völlig freiem Feld, ohne jeden Baum und Strauch. Wir haben Allarmmäßig abgebaut. Nicht alles, nur so, dass man flüchten kann. Und dann, als ich eben losgefahren bin, haben sich alle Schleusen geöffnet. Einschließlich Hagel. Der Feldweg war gleich viel geschmeidiger zu befahren. Er hat nicht mehr so gerumpelt weil die Schlaglöcher sich in Matsch verwandelt haben. Lenken war auch viel einfacher, weil man eh schräg gedriftet ist. Na ja, jetzt hatte ich schnell Allrad und die Untersetzung drinne. Da ohne??? Nicht auszudenken. Weiß übrigens jemand ob eine Alu-Holz Kabine auch als faradayscher Käfig fungiert? Jedenfalls haben wir im Aquaplannischen Blindflug eine Tanke erreicht unter deren Dach schon andere Zuflucht gesucht haben. Wir haben den Rest der Nacht dort verbracht und uns mit diesem Hund angefreundet.

Ich hätte den am liebsten mitgenommen, aber.… Dieses Mal war etwas Wasser auf meiner Bettdecke (Darauf Mensch, nicht darunter!). Das muss durch das Klappdach reingekommen sein. Im Fach unter dem Kühlschrank und im Batteriefach war auch Feuchtigkeit. Aber das war hoffentlich Kondenswasser.
Am 20. dann, sind wir endlich im Donaudelta angekommen.



Donaufähre

Leider existier die Straße, die wir uns auf der Landkarte ausgesucht hatten, nicht. Zumindest nicht vom Festland aus. Möglicherweise nehmen die Einheimischen Autos mit dem Schiff mit? Wir sind also nach „Murighiol“ auf einen kleinen Campingplatz gefahren. Noch am selben Abend haben wir beim sehr freundlichen Wirt eine Bootsfahrt ins Delta für etwa 50€ gebucht (ca. 5-6h). Mit unseren Camper-Nachbarn, 2 Franzosen, zusammen, ist es mitten in der Nacht losgegangen. Na ja, so um 5 aufstehen. Der Wirt kann übrigens fließend Englisch, Deutsch, Französisch, und scheinbar noch mehr. Hut ab! Also sind wir heute mit einer GFK Nussschale und 40 PS Außenborder im Delta rumgedüst. Neben Fröschen


und Essbaren Wasserpflanzen-2, gibt es hier natürlich jede Menge Wasservögel. Neben den unscheinbaren, die man wegen ihrer perfekten Tarnung kaum erkennt,


ist auch der Silberreiher


und der Pelikan



häufig vertreten. Auch zwei kleine Wasserschlangen waren zu sehen. Die waren aber sehr schnell weg. Ich habe mir die Landschaft vorher etwas anders vorgestellt. Es sind viele Kanäle die viele Seen verbinden, und dazwischen, ich glaube es sind 3, Hauptarme der Donau. Das Wasser ist sehr flach (zumindest in den Seen), etwa 30cm tief. Unser Käpt´n musste immer wieder mal rückwärtsfahren, um die aufgewickelten Pflanzen von der Schraube zu wickeln.

(Man beachte den Schlamm.)

Jetzt sind wir noch hier auf dem Campingplatz und wollen morgen in Richtung Constanta weiterfahren. Ich will natürlich im Schwarzen Meer Flachköbber machen. Lars wird sich wohl eher nach den Strandschönheiten den Kopf verrenke.
So, dann macht´s mal gut. Bis denne.
1 Ergänzung Lars: In dieser Praxis hat der Arzt noch das Zepter in der Hand! Er ist Empfangsdame, Buchhalter und Arzt in einem. Um die wartenden Patienten nicht zu langweilen, ist die Tür zum Behandlungsraum selbstredend offen. Die ganze Behandlung gab´s ohne Wartezeit oder Voranmeldung für 50 Lei (ca. 10 €). Ein sehr freundlicher und kompetenter Zahnarzt!
2 Ergänzung Lars: Unser Käpten gab uns Wassernuss (Trapa natans) frisch aus dem Wasser zu essen. Auf das erhitzen um das Gift zu neutralisieren wurde gediegen verzichtet. Guter Stoff… ;)
Noch ein paar Delta Bilder:


(Da ging es wirklich durch.)

(Das sind Wildspuren am Wasser.)


Noch ein paar Rumänien Impressionen:


Nein, wir wurden nicht abgeschleppt!




Auf dem Camp nahe Bran.




Ja, ein Pferdewagen mit Draht ans Auto gebunden. Geht auch gut.


So kann die Telekom also auch.


Ach so, das noch. Wir hatten ein paar fast angebrütete Eier im Kühlschrank. Die haben wir als Köder für die Wildkammera genommen. Leider waren aber die Viecher genauso schlau wie wir. Keins auf dem Bild, mau.
Und zum Schluß noch ein schöneres Bild aus dem Fagarasch.


Übrigens sind wir mitlerweile wegen mangelnder Internetverbindungen schon in Jupiter am Schwarzen Meer, nahe der Bulgarischen Grenze.
Mohoin, Alex.




sibyllem.rt am 24.Sep 17  |  Permalink
Zu Deiner Frage, Alex:
Ein Flugzeug ist auch ein Faraday-Käfig. Die Außenhaut besteht normalerweise aus Alu-Blech. Meistens in Verbindung mit GFK. Ob Alu, Kupfer, Ferrum ... Hauptsache der Käfig ist aus Metall. Soll der faradaysche Käfig 'nur' als Blitzableiter herhalten, muss es keine geschlossene Metallhülle sein. Bei einem Cabrio (Stoffdach) beispielsweise, reicht zur Abschirmung allein schon der Metallrahmen aus. OK, Klugscheiß-Modus wieder aus ;)

Sag mal Alex, das Fell, das auf dem Boden des Friseursalons rumliegt, stammt das etwa ausschließlich von Dir?

Endlich durfte ich wieder ein Stück mit Dir/Euch mitreisen. Klasse Bericht! Und so spannend geschrieben. Tolle Fotos! DANKE!! Wünsche Euch noch ganz viele berechenbare Abenteuer und passt gut auf Euch auf. Lieben Gruß und bis bald, Sibylle